Reiten in Balance
"Die Reitkunst ist sie schwerste aller Künste,
denn sie verlangt Körper, Charakter und Geist."
- Oberst v. Heydebreck -
Im Schwerpunkt meiner Arbeit steht die geistige und körperliche Balance von
Pferd und Reiter. Der Weg dorthin führt uns über die im Pferd vorgegebene
Biomechanik, d.h. es gibt korrekte oder pathologische Bewegungen. Haben wir
eine falsche Rotation im Rücken des Pferdes und zusätzlich eine fehlende
Kruppenrotation, führt dies zu Ausweichbewegungen, wodurch die Gelenke des
Pferdes Schaden nehmen. Eine Lektion nur als Lektion ausgeführt, führt
nicht zum Ziel. Wir dürfen nicht wahllos Seitengänge reiten, wenn wir
nicht gleichzeitig beobachten ob dabei auch die Biomechanik stimmt. Machen
wir zum Beispiel mit dem falschen Bewegungsmuster Kniebeuge, bilden wir
zwar auch Muskulatur aus, aber wir verschleißen unser Gelenk.
Wir sollten also Ausweichbewegungen mittels Arbeit an den Rotationen auflösen.
Wenn wir ein Pferd reiten, schulden wir ihm die richtige Biomechanik.
Fragen wir uns wann das Pferd in Balance ist - wenn es durch richtige
Gymnastik gelernt hat, den Rumpf anzuheben, d.h. ein Heben des Übergangs
von Hals- und Brustwirbelsäule, die sogenannte Halsbasis. Dann sprechen wir auch von Versammlung. Echte Versammlung findet nur statt, wenn die Wirbelsäule des Pferdes richtig rotiert. Spürst du, dass dein Pferd dich mehr zu der einen Seite setzt als
zu der anderen bzw. ob sich der Sattel immer wieder zu einer Seite verzieht? Das ist nur ein Beispiel dafür, dass das Pferd nicht korrekt im Rücken tätig ist.
"Die Impulsion oder Aktivität die das berühmte Vorwärts bezeichnen, sollte immer im Einklang mit der Beweglichkeit und Belastbarkeit der Gelenke und Muskeln stehen."
Alexis Francois L´Hotte
Ein weiterer Punkt in der Ausbildung des Pferdes, wie ich sie verstehe, ist, dass Balance vor Aktivität kommt. Je höher das gerittene Tempo ist, desto größer ist der Einfluss der Gewichtskraft. Das bedeutet, dass die Aufprallkräfte bei zu schnellem Takt keine elastische Energie der Sehnen mehr zulassen. Die Geschwindigkeit ohne Federkraft stellt ein Problem dar. Deshalb nehmen wir zunächst das Tempo raus. Indem das Pferd jedes Bein länger am Boden behält, wird es sich mehr und mehr ausbalancieren und der Tritt wird gleichmäßig. Wir geben dem Pferd Zeit, über seinen Rücken nachzudenken und lassen es von selbst in die korrekte Bewegung finden. Denn krankmachende Bewegungsmuster können nicht durch Zwang aufgelöst werden. Wir dürfen unsere Freude am Reiten nicht über die Gesundheit des Pferdes stellen!